Hinrichtung Saddam Husseins
Lange habe ich gezögert, ob ich überhaupt dazu etwas schreiben soll, aber irgendwie muss ich das mal loswerden, denn mit Freunden, Verwandten, Kollegen und erst Recht mit Fremden, weigere ich mich über Politik und ähnlichem zu diskutieren, da das erfahrungsgemäß sehr oft nach Hinten losgeht.
Ich war damals geschockt, als ich mitten in der Nacht den Ticker bei n-tv las: "Der zum Tode verurteilte Ex-Diktator Saddam Hussein wird möglicherweise gegen 04:00 Uhr MEZ hingerichtet werden." [Anm. Kein Zitat! Spiegelt aber die Aussage wieder!] Das bedeutet jetzt nicht, dass ich ein Freund Saddams war... im Gegenteil! Ich gönnte den USA den Erfolg, als sie ihn schnappten! Aber Todesurteile schnüren mir immer den Magen zu und akzeptiere zähneknirschend die Argumente der Todesstrafen-Anhänger (auch da lasse ich mich in der Regel auf keine Diskussion mehr ein). Mir sind heute noch die Hinrichtungsbilder von Nicolae Ceauşescu und seiner Frau, welche damals überall in den Nachrichten gezeigt wurden, im Kopf. Da war ich 13 Jahre alt und es war das verabscheuungswürdigste, was ich jemals in den Medien sah! Auch hier möchte ich keinerlei Partei für das damalige Ceauşescu-Regime ergreifen!!!
Wie dem auch sei... ich ging ins Bett und hörte am nächsten morgen, dass er tatsächlich den Tod durch den Strick fand. Da hatte ich schon meine Bedenken, ob die Hinrichtung, welche sicherlich von der ganzen Welt "beobachtet" wurde, ganz "sauber" ablief.
Prompt wurden einige Tage später meine Bedenken bestätigt. Trotz striktem Filmverbot, gelang es einer Person, die Hinrichtung per Mobiltelefon mit Kamerafunktion aufzuzeichnen und dieses auch noch im Internet (dank dem "Ach-so-tollen-Web2.0"!) zu verbreiten.
Sicher... skandalös! Vor allem... wie nimmt man das Ganze so unbemerkt auf? In diesem kleinen schmuddeligen Raum müssen es doch einige Personen bemerkt haben! Im Großen und Ganzen gebe ich dem Kommentar von SWR2-Kommentator Johannes Weiß Recht, in dem er das heutige Medienbewußtsein stark kritisiert... so etwas sollte vom Prinzip auch nicht veröffentlicht werden!
Zitat
Für mich ist das ein weiterer schmachvoller Höhepunkt in dieser entgrenzten Welt. Durch die Medien, insbesondere das Internet fallen ja nicht nur geographische Grenzen – zumindest haben wir den Eindruck. Es fallen auch ethische Grenzen, von denen wir dachten, wir hätten sie nach langen Mühen erkämpft. Dass niemand seiner Würde beraubt werden darf – auch der schlimmste Verbrecher nicht. Und dass es Vorgänge gibt, die nicht in die Öffentlichkeit gehören. Dass man eben zum Beispiel das entsetzliche, mit geiferndem Gebrüll bejubelte Ende eines Menschen nicht durch einen solchen Film aller Welt zugänglich machen darf. Egal, wie verbrecherisch sein Leben auch war. Dass wir zumindest hier im Westen die Zeiten hinter uns haben, in denen ein Mob den verhassten Herrscher durch die Straßen trieb und zu Tode prügelte. In denen Verbrecher am Pranger zur Schau gestellt wurden.Genau da muss ich meine Kritik einsetzen. Gerade in solchen Fällen sollte dies an den Pranger zur Schau gestellt werden. Nein... nicht den hängenden Leichnam eines Ex-Diktators... da hat er Recht, aber das "Wie"! Er selbst schreibt ja von den Verhöhnungen und Beschimpfungen, die Saddam Hussein in seinen letzten Sekunden ertragen musste. Ich habe kein falsches Mitleid mit ihm... es ärgert mich nur die Scheinheiligkeit der neuen Irak-Regierung, bei denen ja alles so sauber und gerecht abläuft. Tja... offensichtlich nicht! Genau deswegen ist es garnicht mal verkehrt, dass solche Videos an die Öffentlichkeit geraten! Solchen Leuten soll man das Leben nicht zu leicht machen! Ich erinnere nur an die Bilder von US-Soldaten erschossenen Zivilisten, welche während des Vietnam-Krieges veröffentlicht wurden... da wurden endlich einige US-Bürger wach, was der Krieg dort für ein wahres Gesicht hatte!
Für mich stellt sich die Frage: "Ist es verwerflich, solch unethische Bilder bzw. Videos zu veröffentlichen und damit das wahre Gesicht von Regierungen, Organisationen u. ä. zu zeigen?" Für mich ein Gewissenskonflikt... für Herrn Weiß eine glasklare Sache.
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